-- 27. April bis 1. Mai 2018 --
Wir wollten nun im zweiten Jahr mit dem Stralsunder Kanu Club in den Berliner Gewässern paddeln. 2017 waren wir mit Zelten bei nächtlichen Frosttemperaturen im Südosten bei der Köpenicker Kanu Vereinigung - zum Paddeln um Köpenick, Erkner, Zeuthen und Fürstenwalde. In diesem Jahr wollten wir im Berliner Westen beim Kanuclub Zugvogel "Fest"-Quartier beziehen und die Havelgewässer bepaddeln. Mit dem Wochenende wollten wir viele Mitglieder im Wandersport ansprechen, kurze Touren unter 20 km und auch Touren mit mehr als 40 km an einem Tag anbieten. Dabei starteten wir jeweils gemeinsam und fuhren in angemessen großen Gruppen unterschiedlich schnell und lang. Da die Havelgewässer nur wenig Rundtouren hergeben, wir nicht oft schleusen oder umtragen wollen und die Zugvögel an einem Sackgewässer residieren, fuhren wir zu bestimmten Touren gemeinsam mit Trailer und Fahrzeugen zu einer Einsetzstelle .
Die längste und für uns schönste Tour führte uns etwa 35 km um Potsdam herum. Diese und andere Touren lassen sich entspannter im Zweier absolvieren. Dazu sollten sich spontan Gemeinschaften zusammenfinden können - für Vereinszweier sorgte unsere Wanderwartin, danke Gerhild!
Freitag
Im Laufe des Abends trafen die Teilnehmer nacheinander aus allen Himmelsrichtungen bei den Zugvöglen ein. Die Bootsbesatzungen für den ersten Tag wurden zusammengestellt und die entsprechenden Boote auf Trailer und Fahrzeugen verzurrt. Danach gab es eine zünftige Bootstaufe...
Samstag
Tour 1 - Berliner Innenstadt - Landwehrkanal (22 km)
Nach einem frühen gemeinsamen Frühstück wurde mit den Fahrzeugen zur Einsetzstelle am Helmholtzufer in Richtung Innenstadt aufgebrochen. Das Ufer der Spree ist am Morgen sehr ruhig, weil die Fahrgastschifffahrt erst etwas später startet. Auf der Spree fuhren wir durch Moabit in Richtung Osten vorbei am Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, bis zum Kanzleramt. Danach ging es auf dem selben Weg zurück mit der Sonne im Rücken und einem neuen Blick auf die Stadt bis zum Landwehrkanal. Nach wenigen hundert Metern waren wir an der Unterschleuse im Tiergarten. Unsere Fahrtenleitung hatte die Schleuse vor der offiziellen Öffnung bestellt, damit wir im Landwehrkanal nicht allzu vielen Fahrgastschiffen begegnen. Das hat wunderbar geklappt. Nach dem Passieren der Schleuse ging es vorbei am Berliner Zoologischen Garten und dem Tiergarten hinein in den Szenebezirk Kreuzkölln vorbei an sehenswerter Berliner Stadtstruktur. Nach einiger Zeit hatten wir unser Ziel, den Urbanhafen, erreicht, wo wir von unserem Vereinskamerad Frank erwartet wurde, um die Fahrer zurück zur Einsetzstelle zu bringen. Vielen Dank, Frank!
Am Urbanhafen hatte die Paddelgemeinschaft nun Zeit sich in der Sonne bei Kaffee und Kuchen zu entspannen.
Der Tag war noch jung, der Plan für das Wochenende noch reich gefüllt. Daher beschloss die Gruppe, dass der Tag noch eine weitere Paddeleinlage hergeben würde. So wurden die Boote wieder auf den Transportmitteln verzurrt und in den Berliner Südwesten verlegt.
Tour 2 - Schäferbergrunde - Wannsee, Pfaueninsel (21 km)
Wir luden etwa 50 Meter vor dem Wasser die Boote ab, parkten im Wohngebiet und setzten ein in den Jungfernsee nahe der Glienicker Brücke. Hier war ankündigungsgemäß kein Steg, wir hatten nasse Füße im Schilf auf Sand mit Steinchen und Ziegelschutt bekommen. Bei Zweiern hatte der Vordere das Wasser bis zum Knie.
Mit dem Uhrzeigersinn wollten wir den Schäferberg umrunden. Auf dem Westberliner Schäferberg steht seit 1964 ein 212 Meter hoher Fernmeldeturm auch für Rundfunk und TV. Von vielen Stellen auf der Tour konnten wir dieses Bauwerk sehen.
Wir fuhren wir vom Jungfernsee vorbei an der Sacrower Heilandskirche, die auch einmal zu einer Visite einlädt, auch vorbei an der Pfaueninsel. Unser Vereinskamerad Frank konnte mit Anekdoten und Geschichten zur Berliner Gesellschaft und deren Filz bei der Umrundung von Schwanenwerder unterhalten. Dann ging es durch eine Segelregatta in den Großen Wannsee, an der Anlage Strandbad Wannsee vorbei in den Kleinen Wannsee. Hier zeigte sich das mondäne Berlin von seiner schönsten Sonnenseite. Über Pohlesee und Stölpchensee gelangten wir in den Griebnitzsee, vorbei am Schloßpark Babelsberg und unter der Glienicker Brücke hindurch wieder zurück zur Aussetzstelle am Jungfernsee.
Nach dem Verzurren der Boote kehrten wir gemeinsam in die Alte Meierei ein, einer kultigen Hausbrauerei. Im Monat April gibt es dort ein legendäres Rotbier, was wir im Biergarten gemeinsam verkosteten. Dann ging es zurück zum Quartier, wo der Abend mit Grill, Lagerfeuer und Klön beschlossen wurde.
Sonntag
Für diesen Tag wurden individuelle Touren vorgesehen.
Tour 3 - Nördliche Havel (20, 30, 50 km)
In kleinen Gruppen starteten wir wieder ein herrlichem Frühsommerwetter am Steg vom Bootshaus der Zugvögel. Das erste Ziel war der Heiligenseer Kanuclub - HKC. Auf dem Weg gibt es diverse Badestellen zum Rasten. Natur und Bebauung wechseln mehrfach. Es geht durch eines der vielen Naherholungsgebiete Westberlins bis über die noch erkennbare Grenze am Niederneuendorfer See nach Brandenburg. Auf dem Rückweg konnte die Inselwelt im Tegeler See, einem idyllischen Naturschutzgebiet mitten in der Stadt, bepaddelt werden.
Für Paddler mit Streckenanspruch bot die nördliche Havel drei weitere Ziele, die je nach Gusto gewählt werden konnten (zusätzliche Strecke ab HKC):
- Ausflugsrestaurant "Weißer Schwan" (+10 km)
- Stadt Oranienburg (+20 km)
- Hafenrestaurant Lehnitzsee (+20 km)
Die Havel verläuft zu den Zusatzzielen teilweise kanalartig durch Natur und Industrieanlagen. Die Strecke ist hin und zurück mit komplementärem Blick identisch.
Für den Abend hatte unser Quartiermeister Horst im nahegelegen Restaurant Bootshaus einen Tisch zum Abendessen reserviert. Schon am Tage wurden die Gerichte auf Karte und Tagestafel gelesen und nun mit Heißhunger im Biergarten eine Tafel besetzt. Dann wurden wir von der Servicekraft über die Küchenvorräte informiert - nur noch wenige Gerichte waren in gewöhnungsbedürftiger Zusammenstellung möglich, aber jeder hatte dann doch etwas auf dem Teller.
Sodann ließen wir den Abend wieder im Verein mit Trunk und Klön ausklingen.
Montag
Die Boote wurden am Vorabend auf dem Trailer festgezurrt, damit der morgendliche Start und das frühe Einsetzen einen langen Paddeltag ermöglichten. Die Fahrt von den Zugvögeln nach Potsdam dauerte etwas mehr als 30 Minuten und wurde nach dem gemeinsamen Frühstück angetreten.
Tour 4 - Potsdam - Werder - Potsdam (38 km)
Wir setzten wieder ein in den Jungfernsee nahe der Glienicker Brücke. Im Uhrzeigersinn fuhren wir vom Jungfernsee unter der Glienicker Brücke hindurch in den 'Tiefen See', durch die 'Alte Fahrt' in die Potsdamer Innenstadt, vobei an Herrmannswerder in den Templiner See nach Caputh, dem Einsteinschen Sommersitz, in den Schwielowsee mit dem vom G20-Gipfel berühmten Ressort und kamen nach Werder. Die Obstblüte war im Obstanbaugebiet um Werder bei unserem Eintreffen zu sehen und die 139. Auflage des Werderschen Baumblütenfestes startete am 28.4. - die gesamte Stadt lud zum Kosten von Obstweinen ein.
In Werder rasteten wir zum Mittag an der Altstadt-Insel beim Ruderverein und konnten einen Gang in die Altstadt unternehmen.
Danach ging es über den windanfälligen Großen Zernsee in die Wublitz. Auf Schwielowsee und Zernsee hatten wir guten Wind und boddengleiche, schräg von Achtern kommende Wellen, die für die Gäste und Sundpaddler teilweise ein gewöhnungsbedürftiges Ausmaß hatten. Nach den mondänen Potsdam und Caputh ist die Wublitz ein natürliches Kleinod mit Auwald, ansprechender Flora und Fauna. Mit dem Schlänitzsee am Schloss Marquardt ging es auf die Wasserstraße Sacrow-Paretzer-Kanal. Dies hört sich schlimmer an als er wirklich ist - Auwälder und recht niedrige Kanalwände geben ein recht natürliches Antlitz. Und schon waren wir wieder auf dem Jungfernsee, kamen am Schloss Ceciilienhof und der Alten Meierei (jetzt Hausbrauerei) vorbei zur Aussetzstelle zum Trailer.
Am Abend wurde bei den Zugvögleln wieder der Grill angeworfen und bei Speis und Trank der Tag beschlossen.
Dienstag
Hatten wir am Montag schon etwas Wind, so sollte der nocht etwas stärkere Wind nun mit Sturmböen glänzen. Die Wasserflächen in Berlin sind zwar nicht sonderlich groß, aber die angesagten Winde brachten schon anspruchsvolle Paddelbedingungen. In kleinen Gruppen wagten sich einige Paddler auf den Tegeler See und hin zum Tagesziel Zitadelle Spandau. Ein gemeinsamer Besuch der Zitadelle war jedoch bei diesen Bedingungen nicht möglich. So wurden die Boote nach der Rückkehr zum Verein gereinigt und für die Rückfahrt nach Stralsund auf dem Trailer vezurrt.
Fazit
Wir denken, das Wochenende hatte für alle Teilnehmer wieder einige schöne Blicke auf neue Paddelgewässer. Unser Ziel, die Stralsunder Wanderpaddler in Berlin über mehrer Tage zu vereinen, hat durch die Teilnahme von bekannten und neuen Gesichtern wieder gut funktioniert. Die Verwendung von Zweiern bot allen Paddlern die Möglichkeit, an den Touren teilzunehmen und ein angenehmes Tempo zu halten. Ein GROßER Danke geht an den Kanuverein Zugvogel Berlin! Tobi, Horst und alle anderen hilfreichen Geister: Ihr habt unser Berlin-Wochenende erst möglich gemacht. Selbst die Flugzeuge hatten ein Einsehen und ließen uns ruhig die Nacht verbringen.
Wir danken allen Mitpaddlern für ihre Teilnahme - das hat uns wieder richtig Spaß gemacht!
Autor: Ariane&Carsten
Bilder: TeeKay, Carsten