Im Jahr 2020 sollte die 10. Dessauer Berg&Tal-Ralley stattfinden. Für die 10. war ein spezieller Modus angekündigt worden.
Diese Veranstaltung hat das nach Deutschland schwappende Coronavirus leider nicht mehr zugelassen. Auch 2021 konnte das Rennen nicht stattfinden. Die 10. Berg&Tal wurde 2022 noch immer im Griff von Corona als "normale" Ralley abgehalten.
Aber 2023 sollte nun endlich die große Berg&Tal-Ralley veranstaltet werden. Dazu fanden sich Kanuten aus ganz Deutschland in Dessau ein. Am Freitagabend startete das Treffen mit einem gemeinsamen Essen in einem Dessauer Fussballvereinsheim.
Hier wurden nun auch die Regeln für das Rennen und das Programm für Wochenende bekanntgegeben.
Samstag
Gegen 9 Uhr sammelte sich das Feld bei der Junkers Paddelgemeinschaft in Dessau. Die Boote und Personen wurden vorbereitet, die Startnummern ausgegeben und auf die Boote geklebt sowie die notwendige Renneinweisung abgehalten.
Ab 10:01 Uhr starteten die Boote in der Reihenfolge der Startnummern - erst die Einer, dann die Zweier und zum Schluss Kanadier.
Berg&Tal heißt, zuerst geht es stromauf in Richtung Vockerode - in diesem Jahr sogar bis Coswig (Anhalt), die 25 Kilometer können eine Quälerei sein.
In diesem Jahr hatten wir entgegen den Erfahrungen in den vergangenen Jahren ein sehr seltenes Vergnügen - mit Pegel Dessau von 4 Metern waren alle Buhnen überspült und damit das Kehrwasserfahren einfacher zu meistern.
Ein Novum war in diesem Jahr die Zeitnahme - die obligatorische Küchenuhr wurde nur beim Start in Dessau verwendet. In Coswig musste eine Person der Besatzung aus dem Boot bis zum Kampfrichterschirm sprinten...
Nach 3:03:23 waren Ariane und Carsten als erstes Zweier-Mix-Boot im Ziel, nur eine Minute vor den Füchsen aus Magdeburg. 8 Zweier und Einer waren zu diesem Zeitpunkt bereits im Ziel - Henning und Jörg brauchten mit 2:23 nicht so lange gegen den Strom kämpfen. Später kamen nach mehr als 4 Stunden Kampf gegen den Strom weitere Boote ins Ziel.
Bei kräftigem Sonnenschein und bereits angenehmen Frühlingstemperaturen von fast 20°C ließ sich das Eintreffen der Kanuten zelebrieren. Mit Kaffee und Kuchen sowie Kaltgetränken und interessanten Gesprächen wurde auf das von den Coswiger Kanuten gestiftete Wildschwein gewartet. Geschafft haben die Teilnehmenden das Schwein aber dann doch nicht.
Am Abend gab es im Coswiger Bootshaus einen kleinen Kulturbeitrag über den Yukon River Quest von 2017. Warum das?
Der Yukon strömt schnell, das Wetter kann im Juni zum Quest von nasser Kälte bis trockener Hitze von Tag zur Nacht wechseln. Als Vorbereitung haben diverse Yukon Racer die Berg&Tal-Ralley schätzen gelernt, weil Schnee, Wind, Regen und Sonne im März ein nicht kalkulierbares Training ermöglichen. Die Veranstalter HP und Konrad waren also interessiert an Geschichten vom kanadischen Rennen.
Nach dem Vortrag teilte sich das Feld in Heimschläfer, müde Personen und Dauerklöner.
Sonntag
Nach einem gemeinsamen Frühstück kamen für die Tal-Etappe noch weitere Teilnehmer nach Coswig. Die Dessauer hatten zwei Großkanadier C10 an den Start gebracht - Eltern gegen Kinder.
Und wieder ein Novum: Le Mans Start...
Die Boote lagen auf dem Rasen, 10 Meter von der Wasserkante aufgereiht. Die Kanuten standen noch ein paar Meter hinter den Booten, so dass es hier auf Geschwindigkeit und Geschick beim Start ankam, um eine gute Position im Feld zu finden. Das gelang uns nicht gut, weil wir mit zwei weiteren Zweiern um den Platz zum Wasser konkurrierten, dies jedoch verletzungsfrei überstehen wollten.
Kurz vor dem mit voller Kraft startenden Jugend-C10 in Richtung Strom paddelnd mussten wir enorm beschleunigen, damit unser Boot nicht untergepflügt würde. Unsere Zweier-Mix-Wettbewerber waren zu diesem Zeitpunkt schon im Strom und erhöhten ihren Startvorsprung.
Solch ein Ziel vor Augen kann motivierend oder auch demotivierend sein. Der Abstand wurde leider über die Strecke immer größer und überholt wurden wir auch noch von einem Männer-Zweier. An der Rosslauer Brücke erhielten wir die Möglichkeit, den Abstand zum führenden Mix-Zweier zu ermitteln - etwa eine Minute. Das ist Strom abwärts nur schwer zu verringern. Es gibt verschiedene Strategien, die geringste Zeit auf dem Fluss zu erreichen. Die Magdeburger Füchse bevorzugten jeweils die Außenkurve, wir versuchten die letzten 2 Kilometer mit Ideallinie zu bewältigen.
Ob es unsere Taktik oder die bei uns noch einmal aktivierte, letzte Kraft war, kann im Nachhinein kaum ergründet werden. Dennoch haben wir den Abstand um mehr als 15 Sekunden verringern können.
Im Ziel waren es in Summe beider Tage noch 25 Sekunden Vorsprung - der Quälerei am Samstag sei Dank!
Bis zur Siegerehrung bewirteten uns die Dessauer in der Sonne wieder umfangreich mit Kaffee, Kuchen, warmer Suppe und Kaltgetränken. Beim Zusammensitzen wurden die Geschichten über das Rennen, Ziele für das Paddeljahr und sonstiger Klön ausgetauscht.
Zur Siegerehrung kam eine Vertreterin der Stadt Dessau und zeichnete den Verein für die hervorragende Arbeit als "Verein für Kinder und Familie" aus. Die Tafel wird wohl einen guten Platz am Bootshaus finden.
Und welcher C10 war siegreich? Der Jugend-C10!
Fazit
Es war wieder eine gelungene Veranstaltung - lieben Dank den Vereinen von Dessau und Coswig für das schöne Wochenende!
Der Stralsunder Mix-Zweier holte wieder einmal den mit 4,3 kg gewichtigsten Frühjahrspokal, weil die Vorjahressieger Reiner und Katharina zum Glück nicht antraten.
Im nächsten Jahr werden die Bedingungen wieder völlig anders sein, das Rennen wieder am Samstag mit der Wende in Vockerode abgehalten werden und möglicherweise auch mit zahlenmäßig erweiterter, Stralsunder Beteiligung stattfinden.
Autoren: Ariane&Carsten
Fotos: Anette, Richard, Ariane, JPG