Die Vorfreude auf den Marathon ist immer groß, auch weil niemand weiß, was das Wetter – besonders auf der offenen Ostsee – bereithält. Wind, Wellen, Sonne, Überraschungen – alles ist möglich.
Der Hiddenseemarathon zählt zu den eindrucksvollsten Paddelwettbewerben Deutschlands – nicht nur wegen der anspruchsvollen 70-Kilometer-Strecke, sondern auch wegen der spektakulären Naturkulisse. Durch weite Boddenlandschaften, vorbei an Schilfgürteln und mit Blick auf die wilde Schönheit Hiddensees erleben die Teilnehmenden einen Wettkampf, der Körper, Geist und Sinne fordert.
Und das Beste: Es muss nicht jede/jeder die ganze Strecke allein bewältigen – dank des 2018 eingeführten Staffelmodus. Für alle, die Lust auf Teamabenteuer haben, bietet die Veranstaltung die Möglichkeit, sich in Staffeln zu organisieren. Wechselpunkte sind Barhöft und Schaprode. Dabei wechselt nicht nur das Boot, sondern auch der symbolische Staffelstab: Eine Notsignalfackel und die Streckenkarte wandern beim Wechsel von einem Teammitglied zum nächsten.
Die Teilnahme am Hiddenseemarathon – ob allein oder im Team – setzt Fitness, Erfahrung im Großgewässerpaddeln und Sicherheitsbewusstsein voraus. Schwimmwesten, Mobiltelefon und Notfackel sind Pflicht. Doch wer die Herausforderung annimmt, wird mit einer ganz besonderen Erfahrung belohnt: einem Tag voller Natur, Gemeinschaft und sportlicher Leidenschaft.
Die Stralsunder „Familienstaffel“ geht – wie der Name schon sagt – am Samstag als Familie (Tuete, Lotte und Tanne) an den Start, verstärkt durch ihre langjährige Freundin und Mitpaddlerin Kathleen. Tanne macht dieses Jahr ihr Abitur und wird bald Stralsund verlassen – ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Doch bevor sie aufbricht, wollte sie noch einmal ein ganz besonderes Ziel erreichen: einmal im Kajak um Hiddensee herum. Die ca. 35 Kilometer lange Etappe ist im Zweier einfacher zu bewältigen, deshalb paddeln Tuete und Tanne gemeinsam. Lotte und Kathleen teilen sich die beiden anderen Streckenabschnitte.
Zur Vorbereitung waren Kathleen und Tuete auch im Winter paddeln, wann immer das Wetter es zuließ. Lotte und Tanne steigen seit April regelmäßig ins Boot. Auch längere Touren gehörten dazu – um sich an die Distanzen zu gewöhnen. Paddeltechnisch sind alle bereit – der Rest ist Vorfreude.
Jede Staffel lebt vom Wechsel: Man wartet, fiebert mit, übergibt das Paddel – und teilt danach aufgeregt, was auf dem Wasser passiert ist. Die Staffel bringt nicht nur Entlastung auf der Strecke, sondern auch echten Gemeinschaftsgeist.
Viele Teilnehmer, die sich dieses Jahr als Staffel gemeldet haben, sind in den Vorjahren den ganzen Marathon gefahren – und genießen jetzt die Staffel. Nicht weniger herausfordernd, aber mit mehr Zeit für Begegnungen, Gespräche am Ufer, das Gemeinschaftsgefühl auf und neben dem Wasser und das, worum es am Ende geht: den Spaß.
Text: Kerstin Kolwey und Tuete von Bahder
Fotos: Kerstin/Kathleen